In einer Liga voller Glanz, Superlative und Millionenshows gibt es Teams, die für mehr stehen als nur Siege und Statistiken. Die New Orleans Saints sind eines davon. Sie sind keine gewöhnliche Football-Mannschaft – sie sind Spiegelbild einer Stadt voller Seele, Geschichte und Widerstandskraft. Wer die Saints verstehen will, muss New Orleans fühlen. Dieses Portrait erzählt von einer Franchise, die Kultur lebt, Menschen verbindet und weit über das Spielfeld hinaus Bedeutung hat.
Gründung mit göttlichem Timing
Die New Orleans Saints wurden am 1. November 1966 gegründet – passenderweise an Allerheiligen, dem katholischen Feiertag „All Saints’ Day“. Schon dieser symbolische Start verweist auf die tiefe kulturelle Verwurzelung der Saints in einer Stadt, die vom Glauben, von Musik und vom Gemeinschaftssinn geprägt ist. Der Teamname „Saints“ ist dabei nicht nur eine Hommage an diesen Feiertag, sondern auch an den Jazz-Klassiker „When the Saints Go Marching In“ – eine inoffizielle Hymne der Stadt. Die Saints wurden ins Leben gerufen, um der leidenschaftlichen, aber sportlich unterversorgten Region im Süden der USA eine Identität in der NFL zu geben.
New Orleans: Ein Herz aus Rhythmus und Widerstandskraft
Die Stadt New Orleans ist keine gewöhnliche Metropole. Sie ist ein vibrierender Schmelztiegel aus französischer, spanischer, afrikanischer und kreolischer Kultur. Musik – insbesondere Jazz – zieht durch die Gassen, und selbst Beerdigungen gleichen hier Festumzügen. Der „Big Easy“ trotzt Hurrikans, wirtschaftlicher Ungleichheit und sozialen Herausforderungen mit Stolz, Lebensfreude und tiefem Gemeinschaftsgeist. Diese Haltung spiegelt sich in den Saints wider: ein Team, das für seine Stadt steht – nicht nur in ihr spielt.
Momente, die mehr bedeuten als Punkte
Ein prägender Meilenstein in der Geschichte der Saints war die Rückkehr in den Superdome nach Hurrikan Katrina 2006. Das Stadion diente damals als Notunterkunft und wurde zum Symbol des Chaos – aber auch der Hoffnung. Der erste Heimspiel-Sieg nach der Wiedereröffnung gegen die Atlanta Falcons war ein emotionales Beben: nicht nur für die NFL, sondern für eine ganze Nation. Es war ein Spiel, das zeigte, wie Sport Trost, Zusammenhalt und Stolz spenden kann.
Kuriositäten und Rituale
Die Saints sind bekannt für ihre extravaganten, humorvollen und leidenschaftlichen Fans. Viele tragen goldene oder schwarze „Fleur-de-Lis“-Symbole, ein Zeichen französischer Herkunft und heute offizielles Logo des Teams. Der Fan-Liebling „Gumbo“, ein überdimensionaler Hund in Kochkleidung, ist das Maskottchen – benannt nach dem typischen kreolischen Eintopfgericht. Eine weitere Kuriosität ist der Spitzname „Who Dat Nation“, der von dem Schlachtruf „Who dat say dey gonna beat dem Saints?“ stammt. Dieses „Who Dat“ ist keine Frage – es ist ein Mantra.
Fan-Kultur mit Seele und Second Line
Saints-Fans feiern Siege mit Second Line-Paraden – ein lokales Ritual, bei dem Musikgruppen durch die Straßen ziehen, begleitet von tanzenden Menschen mit Regenschirmen und Taschentüchern. Aber auch in Niederlagen stehen die Fans wie eine Familie zusammen. Es ist nicht unüblich, dass wildfremde Menschen sich in den Armen liegen – die Saints sind Teil des kollektiven Selbstverständnisses. Auch „Black and Gold Fridays“, an denen die Stadt geschlossen in Teamfarben erscheint, zeigen die tief verankerte Liebe zum Team.
Was die Saints einzigartig macht
Was die New Orleans Saints von anderen NFL-Teams unterscheidet, ist nicht nur ihre regionale Verankerung, sondern ihre emotionale Tiefe. Die Franchise versteht sich weniger als Konzern denn als kulturelles Bindeglied. Die Saints gehören nicht irgendeinem Markt – sie gehören New Orleans. In einer Liga voller Franchises mit austauschbarem Branding bleiben die Saints ein Stück Heimat.
Engagement über den Football hinaus
Die Saints engagieren sich aktiv in der Community – von Bildungsprogrammen über Gesundheitsinitiativen bis zur Katastrophenhilfe. Auch während der Corona-Pandemie und bei Naturkatastrophen war die Organisation präsent, spendete Geld, Ressourcen und Zeit. Die Nähe zur Bevölkerung ist hier keine PR-Maßnahme – sie ist Verpflichtung und Herzensangelegenheit.
Sportliche Erfolge – mit Herzblut erkämpft
Auch sportlich haben die Saints ihre Spuren hinterlassen. Der größte Triumph war zweifellos der Gewinn des Super Bowl XLIV im Jahr 2010 unter Quarterback Drew Brees. Dieses Spiel bedeutete für viele mehr als nur einen Titel – es war ein kathartischer Moment nach Katrina. Die letzten zwei Jahrzehnte unter Coach Sean Payton waren von Konstanz, Leidenschaft und offensivem Spektakel geprägt. Doch selbst in Zeiten sportlicher Dürre bleibt die Fanliebe unerschütterlich.
Fazit: Könnte man Saints-Fan werden?
Wer ein Team sucht, das nicht nur auf dem Spielfeld kämpft, sondern auch kulturell verwurzelt ist, wird an den New Orleans Saints nicht vorbeikommen. Hier geht es um mehr als Touchdowns: Es geht um Zusammenhalt, Identität und das unbändige Lebensgefühl einer Stadt, die niemals aufgibt. Wer Saints-Fan wird, entscheidet sich nicht nur für ein Team – sondern für eine Familie.